Einen Kulturverlust erkennt man am besten daran, dass altes Brauchtum wie der 28. Hochzeitstag in Vergessenheit gerät.
Die Zeiten haben sich geändert. Familie ist nicht heutzutage mehr so wichtig. Die Freundesfamilie rückt zunehmend an ihre Stelle. Junge Männer heiraten oft erst sehr spät. Kinder haben kann man schließlich auch so. Unverbindlichkeit kennzeichnet auch Liebesbeziehungen zunehmend. Doch wo geheiratet wird, sorgt hoffentlich die Familie dafür, dass altes Brauchtum die Ehe und den 28. Hochzeitstag begleitet.
Der 28. Hochzeitstag ist genau so bedeutend wie alle anderen - auch im Brauchtum. Er wird seit jeder auch "Nelkenhochzeit" genannt. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die gleichnamige Blume, die anspruchsvoll in der Pflege ist. Auch eine so langjährige Ehe verlangt beiden Partnern ständige Bemühung ab, blüht aber dann umso schöner. Allerdings: auch robuste Blüten sind nie sicher vor Schädlingen - ebenso wie eine Ehe nicht vor Problemen sicher sein kann. Mit den Jahren ermüdet eine Liebesbeziehung, die nicht genug Pflege erhält. Man geht eigene Wege, wenn die Kinder aus dem Haus sind, der Beruf verläuft in sicheren Bahnen. Doch wo sich zunehmend Routine einschleicht, lauert Gefahr! Wenn Sie zum 28. Hochzeitstag Nelken erhalten, erinnert sich jemand an die alten Sitten. Diese wiederum sollen uns an das Wesentliche erinnern! Durch die Blume wird uns gesagt, dass die Nelkenhochzeit ein Anlass zur Reflektion und Besinnung ist. Eine Betrachtung dessen, was man miteinander erlebt und durchlitten hat, macht den Wert eines Menschen deutlich.
Er ist einem ans Herz gewachsen - aber man nimmt ihn oft auch nicht mehr richtig wahr und betrachtet seine Anwesenheit als selbstverständlich. Reibungspunkte sind entstanden. Zu hoffen bleibt, dass die Zufriedenheit überwiegt! Nach all der Mühe vergangener Jahre darf man den 28. Hochzeitstag getrost genießen. Die Ehe sollte anspruchsvoll, aber doch robust wie die Nelke sein! Die Ansprüche sollten allerdings nicht überzogen werden. Vor allem sollte man nicht nur Ansprüche an den anderen stellen, sondern auch von sich selbst etwas verlangen! Der wichtigste aller Ansprüche sollte sein, dass die Liebe nie versiegt, der gegenseitige Respekt nie versickert, die Freude am Leben immer überwiegt und das Zusammensein auch nach dem 28. Hochzeitstag noch eine Bereicherung darstellt.